
Beschichtete Ballonkatheter sind Stents überlegen
Eine aktuelle internationale Studie bestätigt, dass Ballonkatheter, die mit Medikamenten beschichtet wurden, Stents auch in größeren verengten Blutgefäßen ersetzen können.
Fließt das Blut nicht mehr richtig, weil Herzkranzgefäße oder Arterien durch Ablagerungen verengt sind, kann das zu Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Diese Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Krankheiten und Todesursachen. Um diese Gefäße offen zu halten, werden Stents eingesetzt, oder eben mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter. Letztere bisher vor allem bei kleineren Gefäßen bis zu 2,75 Millimetern Durchmesser. Hier hatten die „drug coated ballons“ (DCB) gezeigt, dass sie beschichteten Stents gleichwertig oder sogar überlegen sind. Vor allem in Asien hat die DCB-Therapie medikamentenbeschichtete Stents bereits fast zur Hälfte ersetzt.
Beim DCB-Verfahren wird ein hauchdünner Kunststoffschlauch in das Gefäß eingebracht, ein winziger Ballon an seiner Spitze aufgeblasen und so die Gefäßwand vorsichtig geweitet. Dabei werden die Medikamente, mit denen der Ballon beschichtet ist, tief in die gedehnte Gefäßwand hineinbefördert. „Weitet man ein Gefäß mit einem einfachen Ballonkatheter auf, verengt es sich oft wieder, weil die Stelle erneut überwuchert wird. Die Medikamente in der speziellen Beschichtung dagegen bleiben in der Gefäßwand. Sie wirken dort über Wochen und Monate und verhindern wirksam neue Ablagerungen“, erklärt Bruno Scheller, Professor für Klinische und Experimentelle Interventionelle Kardiologie an der Universität des Saarlandes sowie stellvertretender Klinikdirektor und Leiter des Herzkatheterlabors am Universitätsklinikum in Homburg. Der Kardiologe erfand und entwickelte dieses Verfahren, zusammen mit dem inzwischen emeritierten Professor Ulrich Speck von der Berliner Charité.
Nun belegen die Ergebnisse der Studie SELUTION DeNovo mit mehr als 3.300 Patienten, dass das Verfahren auch bei Herzkranzgefäßen mit einem Durchmesser von mehr als 2,75 Millimetern eine wirksame und sichere Alternative zu den dort bislang üblichen Stents bietet. Diese röhrenförmigen Gefäßstützen aus Metall halten verengte Stellen in den Gefäßen offen. Kommt es in den Stents jedoch erneut zu Ablagerungen, werden beschichtete Ballonkatheter eingesetzt. Außerdem besteht die Gefahr von Komplikationen, weil ein Fremdkörper im Gefäß verbleibt.
Ende Oktober wurde die Studie auf dem größten Kongress für kathetergestützte Behandlung von Herzerkrankungen TCT in San Francisco, USA, vorgestellt und präsentierte überzeugende Ergebnisse: Nach einem Jahr war die Häufigkeit schwerwiegender Ereignisse wie plötzlicher Herztod, Herzinfarkt oder eine erneut notwenige Behandlung der Engstelle vergleichbar mit der bei modernen beschichteten Stents. „Wir wissen, dass medikamentenbeschichtete Stents sehr sicher sind. Allerdings kommt es mittel- und längerfristig zu einem Risiko neuer Ereignisse, die dadurch bedingt sind, dass der Stent dauerhaft im Gefäß verbleibt“, so Professor Scheller. „Der Vorteil beschichteter Ballonkatheter besteht darin, dass eine lokale Medikamentengabe ohne die Notwendigkeit eines im Gefäß verbleibenden Fremdkörpers möglich ist.“


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